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Campuserweiterung in Holzbauweise der privaten Universität Witten/Herdecke

Die Campuserweiterung der privaten Universität Witten/Herdecke zeichnet sich neben der Holzbauweise durch ein nachhaltiges Konzept aus. Energetisch wurde der Low-Tech-Ansatz gewählt und die Betrachtung der Lebenszykluskosten in den Fokus gestellt. 

UW/H | Johannes Buldmann

Steckbrief

Art der Maßnahme
Neubau
Gebäudetyp
Hochschule
Baujahr (Fertigstellung)
2021
Bauherr:in

Private Universität Witten/Herdecke GmbH

Architekt:in

Kaden + Lager GmbH

Fachplaner:in
  • Projektentwicklung: rheform GmbH
  • Architekten: Kaden + Lager
  • Generalunternehmer | Ausführung Holzbau: Ed. Züblin AG, Direktion Ulm, Bereich ZÜBLIN Timber
  • Tragwerksplanung: Ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker
  • TGA/Bauphysik: Transsolar Energietechnik GmbH
  • Brandschutz: Dehne, Kruse Brandschutzingenieure GmbH & Co. KG
  • Landschaftsarchitektur: capatti staubach – Urbane Landschaften
  • Visualisierung: atelier noise
Zertifikat und Systemvariante
Silber (BNB)
BNB_UN_2013
Auditor:in/ Nachhaltigkeitskoordinator:in
Dipl.-Ing. Christiane Osterhoff
Dipl.-Ing. Christiane Osterhoff

Gesamt-Erfüllungsgrad ( % ) / nach Hauptkriteriengruppen

Gesamt-Erfüllungsgrad (%)
71 %
Ökologische Qualität
80 %
Ökonomische Qualität
83 %
Soziokulturelle / funktionelle Qualität
65 %
Technische Qualität
56 %
Prozessqualität
70 %
Standortmerkmale
66 %

Flächen

BGF
6.880 m²

NGFa

6.195 m²
NF
4.300 m²

Energie

Primärenergiebedarf (EnEV)
Energiebedarf Wärme: 72,6 kWh/m²a Energiebedarf Strom: 11,3 kWh/m²a
Unterschreitung EnEV
32,7 %
Anteil erneuerbarer Primärenergie am Gesamtprimärenergiebedarf (%)
12,8 %

Ökobilanz (GWP) in kg CO2-Äqu./m²NGFaa

27,6 kg/m²NRFa

Kosten

Baukosten, gesamt brutto (KG 200 700)
22 Mio. €
Lebenszykluskosten pro m² BGF
3.666 € / m² BGF

Besondere Merkmale

Allgemein

Die Campuserweiterung in Holzbauweise befindet sich auf dem Gelände der Universität Witten/Herdecke in der Metropole Ruhr. Auf einem ehemaligen Parkplatz ist ein identitätsstiftender Lern- und Arbeits- und Veranstaltungsort entstanden. Das Gebäude setzt mit dem nachhaltigen Baustoff Holz ein starkes Statement in einer Region, in der lange Zeit Stahl und Kohle dominierten.

  • Menge an verbautem Holz: 1.200 m³
  • Vier Etagen in Hanglage
  • Ost-West-Ausrichtung
  • Nordseite: offener Campusplatz mit direkter Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr sowie zahlreichen Fahrradstellplätzen
  • Südseite: Blick in Parkanlagen (Pferdebachtal)
  • Räume:
    • 24 Gruppenarbeitsräume für Studierende
    • 400 Arbeitsplätze für Studierende:
    • 9 Seminarräume (7 davon flexibel zuschaltbar, für 25 – 200 Personen)
    • mehrgeschossige Bibliothek
    • Café mit Lounge-Bereich
    • Raum der Stelle
    • Eltern-Kind-Raum
    • Wintergarten
    • 3 Dachterrassen
    • großer, flexibel nutzbarer Veranstaltungsraum für bis zu 350 Personen
    • ca. 100 Büroarbeitsplätze für unterschiedliche Nutzungsschwerpunkte
    • 26 studentische Gruppen-Lernräume
    • ca. 100 offene Lernplätze in Kommunikationszonen
Energetische Qualität und Konzept

Die technische Gebäudeausrüstung erfolgte nach dem Low-Tech-Konzept: Einsatz hochwertiger Technik, aber nur da, wo sie wirklich gebraucht wird:

  • Keine Klimaanlagen, dafür Lüftungsanlage in Bibliothek und Seminarräumen, Ventilatoren in den Büros
  • Wenig künstliches Licht, dafür viel natürliches Licht
  • Blockheizkraftwert für Wärme und Strom
  • begrünte Dächer
  • Photovoltaik-Anlage auf den Dächern
Ökobilanz

Holz als Baustoff mit sehr guter Klimabilanz:

  • ausschließlich zertifiziertes Holz (CoC-Zertifikat nach PEFC-Zertifizierung) verwendet
  • langfristige Einspeicherung von 1.200 Tonnen CO2
  • Einsparung von 840 Tonnen CO2 im Vergleich zu einem konventionellen Bau
  • Photovoltaik-Anlage auf den Dächern produziert etwa 65.000 kW/h Strom im Jahr.
Weitere Qualitäten bzgl. Umwelt- und Ressourcenschonung

Rohbau:

  • Fichtenholz aus dem Raum D-A-CH
  • 2500 Bauteile mit Vorfertigung: Wände, Stützen, Träger

 

Fassade:

  • Naturbelassene Lärche, besonders fest und langlebig
  • ca. 7.500 Latten
  • lebendig strukturierte Fassade, optisch aus unterschiedlich breiten Brettern, wechselweise montiert
  • wenig Vor- oder Rücksprünge, sodass der Vergrauungsprozess bestmöglich homogen verlaufen kann
Besondere nutzungsspezifische Qualitäten

Modulare Bauweise:

  • Grundriss auf quadratisches Raster (4,65m x 4,65m) ermöglicht spätere Umnutzung/ Umbau von Gebäudeteilen
  • etwa 80% der Wände sind nichttragend

 

Die Lebenszykluskosten:

  • Kosten für Planung, Erstellung, Unterhalts- und Betriebskosten, Werterhaltung sowie Abbruch und Entsorgung waren eines der wichtigsten Bewertungskriterien bei der Vergabe des Zuschlags
  • bei einer Lebenszeit von 50 Jahren: 420.000 € jährlich.

 

Sonstige Details:

  • Wasserhähne im gesamten Gebäude lassen Platz für eine Ein-Liter-Flasche
  • All-Gender-Toiletten in jeder Etage
Lüftungskonzept

Lüftungsanlagen und Ventilatoren

Technische Qualitäten
  • Anstatt von Stahlträgern tragen Sprengwerke aus Holzbalken im ersten Obergeschoss die Decke eines flexibel erweiterbaren Veranstaltungsraums im Erdgeschoss.
  • Holzbau im Brandfall –  Vorteile im Vergleich zu Stahlbetonbau
    • Umfang der Holzbalken ermöglichen noch 90 Minuten Evakuierungszeit
    • gute Erkennbarkeit durch die Feuerwehr, ob eine Stütze vom Einbrechen bedroht ist
Prozessqualitäten
  • Auftrag als „Schlüsselfertiges Projekt“ an Bauunternehmer übergeben, der den Auftrag gemeinsam mit den Architekten erhalten hat (Konsortium).
  • Vereinbarter Fixpreis: 22 Mio. €
  • Projektvolumen von 28 Mio. € ist am Ende mit 27 Mio. unter Plan geblieben.
  • Partizipation: Mitarbeitende und Studierende sowie Vertreter:innen der Stadt wurden in den Planungsprozess eingebunden
  • Bauzeit Rohbau: nur 7 Wochen
Weitere Besonderheiten
  • Büroflächen: bestehen aus modernen, offenen Open-Space-Bereichen mit kleinteiligen Angeboten zur Kommunikation und Konzentration, z. B. Fokus- und Besprechungsräume sowie Loungeecken.
  • Untergeschoss: Fahrradgarage mit 200 Fahrradstellplätze, Duschen, Umkleideräume und Spinde
  • Weitere 200 überdachte Fahrradstellplätze auf dem Campusplatz
  • Barrierefreiheit: taktiles Leitsystem im Gebäude für Menschen mit Sehbeeinträchtigung, Aufzüge, Rampenanlagen