Campuserweiterung in Holzbauweise der privaten Universität Witten/Herdecke
Die Campuserweiterung der privaten Universität Witten/Herdecke zeichnet sich neben der Holzbauweise durch ein nachhaltiges Konzept aus. Energetisch wurde der Low-Tech-Ansatz gewählt und die Betrachtung der Lebenszykluskosten in den Fokus gestellt.
Steckbrief
Private Universität Witten/Herdecke GmbH
Kaden + Lager GmbH
- Projektentwicklung: rheform GmbH
- Architekten: Kaden + Lager
- Generalunternehmer | Ausführung Holzbau: Ed. Züblin AG, Direktion Ulm, Bereich ZÜBLIN Timber
- Tragwerksplanung: Ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker
- TGA/Bauphysik: Transsolar Energietechnik GmbH
- Brandschutz: Dehne, Kruse Brandschutzingenieure GmbH & Co. KG
- Landschaftsarchitektur: capatti staubach – Urbane Landschaften
- Visualisierung: atelier noise
BNB_UN_2013
Dipl.-Ing. Christiane Osterhoff
Gesamt-Erfüllungsgrad ( % ) / nach Hauptkriteriengruppen
Flächen
NGFa
Energie
Ökobilanz (GWP) in kg CO2-Äqu./m²NGFaa
Kosten
Besondere Merkmale
Die Campuserweiterung in Holzbauweise befindet sich auf dem Gelände der Universität Witten/Herdecke in der Metropole Ruhr. Auf einem ehemaligen Parkplatz ist ein identitätsstiftender Lern- und Arbeits- und Veranstaltungsort entstanden. Das Gebäude setzt mit dem nachhaltigen Baustoff Holz ein starkes Statement in einer Region, in der lange Zeit Stahl und Kohle dominierten.
- Menge an verbautem Holz: 1.200 m³
- Vier Etagen in Hanglage
- Ost-West-Ausrichtung
- Nordseite: offener Campusplatz mit direkter Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr sowie zahlreichen Fahrradstellplätzen
- Südseite: Blick in Parkanlagen (Pferdebachtal)
- Räume:
- 24 Gruppenarbeitsräume für Studierende
- 400 Arbeitsplätze für Studierende:
- 9 Seminarräume (7 davon flexibel zuschaltbar, für 25 – 200 Personen)
- mehrgeschossige Bibliothek
- Café mit Lounge-Bereich
- Raum der Stelle
- Eltern-Kind-Raum
- Wintergarten
- 3 Dachterrassen
- großer, flexibel nutzbarer Veranstaltungsraum für bis zu 350 Personen
- ca. 100 Büroarbeitsplätze für unterschiedliche Nutzungsschwerpunkte
- 26 studentische Gruppen-Lernräume
- ca. 100 offene Lernplätze in Kommunikationszonen
Die technische Gebäudeausrüstung erfolgte nach dem Low-Tech-Konzept: Einsatz hochwertiger Technik, aber nur da, wo sie wirklich gebraucht wird:
- Keine Klimaanlagen, dafür Lüftungsanlage in Bibliothek und Seminarräumen, Ventilatoren in den Büros
- Wenig künstliches Licht, dafür viel natürliches Licht
- Blockheizkraftwert für Wärme und Strom
- begrünte Dächer
- Photovoltaik-Anlage auf den Dächern
Holz als Baustoff mit sehr guter Klimabilanz:
- ausschließlich zertifiziertes Holz (CoC-Zertifikat nach PEFC-Zertifizierung) verwendet
- langfristige Einspeicherung von 1.200 Tonnen CO2
- Einsparung von 840 Tonnen CO2 im Vergleich zu einem konventionellen Bau
- Photovoltaik-Anlage auf den Dächern produziert etwa 65.000 kW/h Strom im Jahr.
Rohbau:
- Fichtenholz aus dem Raum D-A-CH
- 2500 Bauteile mit Vorfertigung: Wände, Stützen, Träger
Fassade:
- Naturbelassene Lärche, besonders fest und langlebig
- ca. 7.500 Latten
- lebendig strukturierte Fassade, optisch aus unterschiedlich breiten Brettern, wechselweise montiert
- wenig Vor- oder Rücksprünge, sodass der Vergrauungsprozess bestmöglich homogen verlaufen kann
Modulare Bauweise:
- Grundriss auf quadratisches Raster (4,65m x 4,65m) ermöglicht spätere Umnutzung/ Umbau von Gebäudeteilen
- etwa 80% der Wände sind nichttragend
Die Lebenszykluskosten:
- Kosten für Planung, Erstellung, Unterhalts- und Betriebskosten, Werterhaltung sowie Abbruch und Entsorgung waren eines der wichtigsten Bewertungskriterien bei der Vergabe des Zuschlags
- bei einer Lebenszeit von 50 Jahren: 420.000 € jährlich.
Sonstige Details:
- Wasserhähne im gesamten Gebäude lassen Platz für eine Ein-Liter-Flasche
- All-Gender-Toiletten in jeder Etage
Lüftungsanlagen und Ventilatoren
- Anstatt von Stahlträgern tragen Sprengwerke aus Holzbalken im ersten Obergeschoss die Decke eines flexibel erweiterbaren Veranstaltungsraums im Erdgeschoss.
- Holzbau im Brandfall – Vorteile im Vergleich zu Stahlbetonbau
- Umfang der Holzbalken ermöglichen noch 90 Minuten Evakuierungszeit
- gute Erkennbarkeit durch die Feuerwehr, ob eine Stütze vom Einbrechen bedroht ist
- Auftrag als „Schlüsselfertiges Projekt“ an Bauunternehmer übergeben, der den Auftrag gemeinsam mit den Architekten erhalten hat (Konsortium).
- Vereinbarter Fixpreis: 22 Mio. €
- Projektvolumen von 28 Mio. € ist am Ende mit 27 Mio. unter Plan geblieben.
- Partizipation: Mitarbeitende und Studierende sowie Vertreter:innen der Stadt wurden in den Planungsprozess eingebunden
- Bauzeit Rohbau: nur 7 Wochen
- Büroflächen: bestehen aus modernen, offenen Open-Space-Bereichen mit kleinteiligen Angeboten zur Kommunikation und Konzentration, z. B. Fokus- und Besprechungsräume sowie Loungeecken.
- Untergeschoss: Fahrradgarage mit 200 Fahrradstellplätze, Duschen, Umkleideräume und Spinde
- Weitere 200 überdachte Fahrradstellplätze auf dem Campusplatz
- Barrierefreiheit: taktiles Leitsystem im Gebäude für Menschen mit Sehbeeinträchtigung, Aufzüge, Rampenanlagen